Monday, November 25, 2019

Berlin Breitscheidplatz: der präparierte Poller


Nach Auskunft von Ausschussmitglied Martina Renner (Linke) halte ein Schwenk des Urhebers die Einfahrtsstrecke des LKW fest und markiere einen Punkt am anderen Ende des Platzes, zu dem der LKW wohl hätte fahren sollen, aber nicht so weit gekommen ist, weil er vorher nach links auf die Straße ausgebrochen ist. (telepolis, in Bezug auf ein neu aufgetauchtes Video von einem ausländischen Geheimdienst).

Der Breitscheidplatz wird längs der Budapester Strasse von einer Reihe von Pollern gesäumt, die Halten und Parken verhindern sollen. Der Abstand zwischen zwei Pollern ist knapp 2,5 Meter, so dass der LKW mit seiner Breite von 2,55 m nicht umhin kam, einen Poller aus dem Weg zu räumen, als er zur Strasse hin ausbrach. Dieser Poller ist nur auf wenigen Fotos zu sehen; er lag unter dem Auflieger und kam buchstäblich erst ans Licht, als der weggeschleppt wurde. Es gibt ein hochauflösendes Foto vom Tatort, hier ein Ausschnitt:

Originalfoto


Wir haben hier ein bemerkenswertes und unterschätztes Beweisstück. Seine Merkmale:

1 - Er hat eine andere Form und ist länger als die normalen Kugelkopf-Poller. Das liegt daran, dass er für Mülleimer gedacht ist. Jeder sechste Poller in der Reihe ist ein solcher Mülleimer-Poller (siehe Anhang, Foto 1). Der Mülleimer selbst ist in dem Foto nicht zu entdecken, vermutlich war gar keiner angebracht.

2 - Man sieht drei Mastschellen, die der Befestigung des (nicht vorhandenen) Mülleimers dienen (vergleiche Anhang, Foto 2).

3 - Der Poller war nicht fest einbetoniert, sondern herausnehmbar, und er wurde durch den Aufprall aus dem Boden hinausgezogen. Das Unterteil ist etwas heller und glänzt stärker als das oberirdische Teil, das mit der üblichen anthrazitfarbenen Beschichtung versehen ist.

4 - Der Poller hat den Aufprall einigermassen glimpflich überstanden. Er hat aber am unteren Ende einen breiten waagerechten Knick, wurde also beim Aufprall in Fahrtrichtung verbogen.

Soweit der Befund. Bevor wir zur Auswertung kommen, etwas zu Pollern im allgemeinen. Es handelt sich in unserem Fall um sogenannte Stilpoller. Die gibt es zum Einbetonieren, zum Umlegen und zum Herausnehmen; letztere stecken in einer sogenannten Bodenhülse. Der sichtbare Teil - "überflur" - ist meistens zwischen 70 und 120 cm lang, das Unterteil - "unterflur" - üblicherweise 30-40 cm.

Für die Kugelkopfpoller des Breitscheidplatzes lässt sich anhand der Fotos eine Höhe von 80-90 cm abschätzen und für die Mülleimer-Poller eine Höhe von 110-120 cm. Der Poller unseres Interesses kommt also, rechnet man das Unterteil hinzu, auf eine Gesamtlänge von etwa 150 cm. Mit dieser Messlatte wird klar, dass der Knick vom unteren Ende aus gemessen in etwa 10 cm Höhe entstanden ist (siehe Anhang, Foto 3). Und hier liegt der Hase im Pfeffer:

Wenn ein Poller, der 40 cm tief im Erdreich versenkt ist, von einem Auto angefahren wird, ist ein Knick in 40 cm Abstand vom unteren Ende zu erwarten. Das gebieten die Gesetze der Mechanik. Unser Poller hat den Knick aber in nur 10 cm Abstand vom unteren Ende. Logische Folgerung: er steckte nur 10 cm tief in der Bodenhülse. Damit war er natürlich schlecht verankert und sass viel zu locker. So wurde er beim Aufprall zuerst etwas verbogen und dann per Hebelwirkung in einer Drehbewegung herausgezogen. Hätte er 40 cm tief im Boden gesteckt, wäre das nicht passiert, weil das Erdreich der Drehbewegung zu viel Widerstand entgegengesetzt hätte. Stattdessen wäre die gesamte kinetische Energie des Aufpralls in die Verformung des Pollers geflossen und hätte ihn so stark geknickt, dass der LKW über ihn drüber kam, und er wäre nicht herausgezogen worden. Es gibt also drei triftige Gründe für den Schluss, dass das Unterteil nicht vollständig im Boden steckte: die Position der Delle, der geringe Grad der Verformung, und die Tatsache, dass der Poller aus der Bodenhülse herausschlüpfen konnte. Wie kam es zu dieser "Unregelmässigkeit"?

Es muss etwas unten in der Bodenhülse gewesen sein, das ihn blockierte, so dass er nicht tiefer als 10 cm hineinging. Dieses Etwas könnte zufällig oder unbeabsichtigt dort hineingefallen sein, als der Poller gerade einmal abmontiert war. Viel wahrscheinlicher ist aber, dass hier gezielt manipuliert wurde. Für zwei Personen wäre es ein Leichtes, den "Abstandhalter" unauffällig und innerhalb von Sekunden in die Bodenhülse einzubringen.

Man kann es drehen und wenden wie man will: jemand hat offenbar im Vorfeld ausgerechnet den Poller gelockert, den der LKW bei der Ausfahrt ansteuerte. Durch diese Massnahme stellte er für den LKW kein Hindernis mehr dar. Lockerung des Pollers und Ausbruch des LKW passen so gut zusammen, dass ein zufälliges Zusammentreffen auszuschliessen ist. Vielmehr muss die Schlussfolgerung sein, dass die Route des LKW von Anfang bis Ende durchgeplant war und der Poller zu diesem Zweck präpariert wurde.

Ein Video, das eine Woche vor dem Anschlag aufgenommen wurde, zeigt genau die Stelle, wo der LKW zur Strasse durchbrach (siehe Anhang). Auch unser Poller ist zu erkennen. Er ist etwas höher als die anderen Poller, was ja normal ist, scheint aber nicht zusätzlich angehoben zu sein. Der Mülleimer fehlt. Interessant ist, dass ausgerechnet hier eine Lücke im Zaun klafft. Die Stelle war dadurch geradezu prädestiniert für jemanden, der auf der Suche nach einer geeigneten, d.h. möglichst hindernisfreien Ausfahrtstelle für den LKW war. Da lag es nahe, ein wenig nachzuhelfen und das letzte Hindernis - unseren Poller - zu neutralisieren.

Der präparierte Poller ist ein starker Hinweis darauf, dass die Planer und Ausführenden des Anschlags, egal ob sie Anis Amri hiessen oder Naveed Baloch oder Bilel ben Ammar oder sonstwie, mitnichten vorhatten, mit dem LKW möglichst lange durch den Weihnachtsmarkt zu fahren, um möglichst viele Menschen umzubringen, so wie es ein kürzlich von einem "ausländischen Nachrichtendienst" freigegebenes Video nahelegen soll. Es sieht vielmehr so aus, als ob der Fahrer den Auftrag oder die Absicht hatte, nur ganz kurz auf den Markt zu fahren und ihn baldmöglichst wieder zu verlassen. Wir hätten es dann wohl nicht mit einem Terroranschlag zu tun, sondern mit der Simulation eines solchen.


Anhang



Foto 1 (2014), Ausschnitt


Originalfoto


Foto 2 (2014), Ausschnitt


Originalfoto


Foto 3 (20. 12. 2016), Ausschnitt mit Erläuterung




Video (12. 12. 2016)